Wieviel ist mir Interior-Design-Begleitung wert? Oder besser: was bin ICH mir wert?
Kürzlich hatte ich eine Anfrage einer Kundin, die – soweit ich weiß – in einer zweigeschossigen Eigentumswohnung lebt. Ein schöner, offener Grundriss, ein großzügiges Treppenhaus, hohe Räume. Die Treppe ist mit Marmor belegt, ebenso der angrenzende Natursteinboden. Alles sehr wertig.
Die Kundin erzählte mir, dass sie schon länger nach einer Lösung sucht:
Zum einen für die Wand im sehr hohen Treppenaufgang, zum anderen für die Möblierung dieses Bereichs. Irgendwie fehle der „Pfiff“. Sie fühle sich überfordert und könne nicht genau benennen, was fehlt.
Da sie weiter entfernt lebt, kam ein Vor-Ort-Termin nicht in Frage. Mir lagen lediglich Fotos des Flures und Treppenhauses vor.
Ich schlug vor, einen ca. zweistündigen Zoom-Termin zu vereinbaren. Meine Idee war, mich intensiv anhand der Fotos vorzubereiten und ihr im Termin konkret zu zeigen, was ich in diesem Bereich verändern würde – inklusive Farb- und Materialvorschlägen, Möblierungsideen und Wandgestaltung. Ergänzend wollte ich ihr Herstellerlinks und Beispielbilder zeigen. Eine Nachbetreuung war ebenfalls eingeplant, sodass sie mir im Nachgang jederzeit Fragen stellen oder weitere Fundstücke zeigen könnte.
Da ich solche Einzelberatungen eher selten anbiete, nannte ich einen bewusst günstigen Pauschalpreis von 350 Euro brutto.
Ihre Reaktion war:
„Oh wow. So viel Geld. Und dann weiß ich ja noch nicht mal, ob mir das Ganze am Ende gefällt.“
Es kam kein Auftrag zustande. Das ist für mich vollkommen in Ordnung – zumal ich realistisch betrachtet deutlich mehr als drei Stunden investiert hätte.
Der Austausch hat mich dennoch zum Nachdenken gebracht.
Durch Flur und Treppenhaus gehen die Bewohner eines Hauses täglich unzählige Male. Gerade diese Bereiche sind prägend – für die eigene Wahrnehmung ebenso wie für Gäste. Gleichzeitig gehören Flure zu den anspruchsvollsten Räumen in der Einrichtungsplanung. Das kann ich nach fast 16 Jahren intensiver Interior-Design-Begleitung mit Überzeugung sagen. Viele Menschen sind hier überfordert, obwohl es ein zentraler Bereich des Zuhauses ist.
Für mich wäre es ein kleiner Auftrag gewesen. Für die Kundin vermutlich kein Vermögen.
Ich bin mir sehr sicher, dass sie es nicht bereut hätte. Wer über meine Referenzen auf mich aufmerksam wird und meine Arbeitsweise schätzt, dem finde ich auch eine Lösung, die zum Raum, zur Architektur und zur Persönlichkeit passt.
Am Ende entschied sie sich dagegen – letztlich gegen mehr Wohlgefühl.
Gegen die Möglichkeit, genau dort anzusetzen, wo der Raum es gebraucht hätte.
Das wirft für mich immer wieder die Frage auf: Wie definieren wir Wert?
Für mich ist ein Zuhause, in dem ich mich wirklich wohlfühle, das einladend ist und Geborgenheit vermittelt, von großer Bedeutung. Schön zu wohnen ist für mich kein Luxus, sondern Lebensqualität. Und das muss nicht zwangsläufig teuer sein.
Unten zeige ich ein Vorher-Nachher-Beispiel aus dem Bereich Flur – eine kleine „Flurbereinigung“.
Diese Kundin war es sich wert. Sie ist heute sehr glücklich mit dem Ergebnis und plant aktuell ihr Badezimmer gemeinsam mit mir.
